Die Südinsel Neuseelands ist- wie auch ihr nördliches Pendant - von maritimem Klima geprägt, das immer recht wechselhaft ist – der langen Küstenlinie sei Dank. Zusätzlich spielt in großem Maße auch der genauere geografische Punkt eine Rolle. Für die Südinsel heisst das: westlich oder östlich der Southern Alpes zu sein - das ist hier die Frage!
Wir sind von Picton aus vorerst in den Westen gefahren und haben ein grünes Paradies gefunden - allerdings mit ein paar Abstrichen: Regen, Wind und na klar: Sandfliegen!
Die Westküste kann nur als wildromantisch beschrieben werden: die Tasmanische See peitscht so stark sie kann an die Küste. Manchmal trifft sie dort auf Klippen, die sie auf unterschiedlichste Form prägt, manchmal nagt sie gierig am Sandstrand und den Dünen und vermischt sich im Ebbe-Flut-Spiel mit dem Süßwasser der Flussmündungen.
Fragt nicht, ob wir hier auch Fische fangen, baden gehen oder das Kayak ins Meer lassen - das ist bei dieser wütenden See unmöglich.
Zusätzlich kommt Wasser von oben. Die Südlichen Alpen wirken als Wetterscheide- der Regen bleibt im Westen hängen. Dafür hat die Natur hier ein besonders grünes Kleid an, in welchem das nasse Element in allen möglichen Varianten zu finden ist: Bäche, Flüsse, Seen, Moor, Pfützen, Wasserfälle- für jeden ist etwas dabei. Das Wasser ist fast ausnahmslos glasklar, wenn auch stellenweise vom Pflanzenfarbstoff Tanin rot gefärbt. Wenn es allerdings von den Gletschern kommt (die mir persönlich viel zu sehr touristisch ausgenutzt werden), ist es milchigblau. Durch die Kombination viel Regen & viele Berge steigen die Wasserlevel der Wasseradern manchmal extrem rasch an- so waren wir einmal für ein paar Tage an einem Strand eingeschlossen, weil die Zufahrtsstraße durch eine übervolle Furt unpassierbar war, nachdem es in der Nacht nur so geschüttet hatte.
Die Menschen kamen vor etlichen Jahren trotz des rauen Klimas hierher- sogar in großen Massen. Es war das Gold in den Bergen, Bächen und am Strand, das sie anzog. Der Grund, warum sie wieder abzogen hat nicht nur mit dem Nachlassen der Goldfunde zu tun- es gibt hier Gegenden, wo das Ansiedeln der Menschen auf Grund der Sandfliegen gescheitert war!
Wir haben die Wahl zwischen stürmischen Campstellen nahe an der See ohne Sandfliegen oder geschütztere Stellen im Wald, dafür mit diesen Nervenkostüm-zerfetzenden kleinen Mistviechern...Und zwischendurch versuchten wir unser Glück mit dem Gold (nix gefunden) oder wagten uns ans Flechten mit Neuseeland Flachs. Die Maori verschenkten oder vergruben ihren ersten Versuch, um besser darin zu werden- vielleicht sollte ich mir mal unsere Schaufel nehmen und mich meines ersten Versuchs entledigen... ;)
Schließlich sei erwähnt, dass die stürmische Küstenlinie und die raue Tasmanische See für ein paar Lebewesen eine sehr willkommene Heimat ist: hier und da kann man Robbenkolonien bewundern. Auf ungemütlich erscheinenden Felsbrocken machen sie es sich so richtig bequem und tauchen ab und an ins kühle Nass, um in ihrem dicken Speckkleid keine Überhitzung zu erleiden.
Via Haast-Pass hatten wir am 9. Dezember das grün-nasse Paradies der Westküste jenseits der Alpen gelassen, um uns in einer viel trockener Gegend mit merklich weniger dichter Vegetation wieder zu finden (aber auch mit weniger Sandfliegen-Dichte :)
Pancake Rocks (''Pfannkuchen Berge'')
zuviel Wasser & Neuseeland Flachs
rotes Wasser, bemooster Baum & Baumfarn
Wasser & Wiese, nahe Haast Pass
faulenzende Robbe
Paradies mit Abstrichen – die Westküste der Südinsel
Fast tägliche Randerscheinungen
Um einen Eindruck zu bekommen, was hier so alltäglich wie das grüne Gras ist, heute einmal dieser Post.
Ich hatte ja schon an anderer Stelle erwähnt, wie schwer manchmal die Suche nach einer geeigneten Campstelle ist, weil überall so viele Zäune herumstehen. Doch eine positive Seite hat dies an sich: die ganzen Vierbeiner, vor allem die kleinen, erfreuen mich immer wieder. Dummerweise sind die Lämmer und Kälber sehr scheu und lassen sich nicht knuddeln. Abgesehen von den Zäunen sieht man ein weiteres, sehr viel größeres Problem: vielerorts wurde die ursprüngliche Bewaldung eigens für die Viehherden abgeholzt. Einerseits führte das zu schönen grünen, grasbewachsenen Hügeln. Andererseits sind die gerodeten Hügel manchmal extrem von Erosion gekenntzeichnet, die Erde wird weggespült oder die Hänge sind durch die Trampelpfade der Kühe faltig.
Aber auch andere vom Menschen importierte Tiere richten unsagbar großen Schaden an. In Australien heimisch und geschützt, haben sich die eigentlich possierlich dreinschauenden Possums (siehe Fotos von Tasmanien) hier zu einer riesigen Native-Bäume-Vernichtungs-Maschinerie entpuppt. Es sind mehrere Millionen, die täglich tonnenweise Grünzeug vertilgen, ohne natürliche Feinde zu haben. Es wird versucht, sie durch Gift in Zaum zu halten- dummerweise belastet dieses dann die Umwelt. Teilweise werden Possums auch geschossen. Hilfreich ist es auch, nachts mit dem Auto zu fahren- sie liegen überall als ''Roadkill'' auf den Straßen breitgefahren herum. Wir haben aber noch keins unter die Räder oder vor die Flinte bekommen und somit auch noch nicht in der Pfanne gehabt...
Generell wird hier viel gejagt- da gibt es nämlich auch noch Ziegen, Rehe und Wildschweine- auch durch den Menschen eingeführt- sie sind alle frei zum Abschuss. Zimperlich darf man in ländlichen Gegenden nicht sein- da hängen schon einmal dutzende Ziegenfelle über Zäunen oder man findet Tierköpfe herumliegen. Und aus Possumfell machen sie herrlich weiche Socken, Handschuhe etc.
Die ursprünglichen tierischen Bewohner sind die Vögel. Waren es zu Beginn der Reise die blau-roten Pukekos mit ihren langen Beinen, die wir überall sahen, sind es in letzter Zeit die neugierigen Wekas. Kaum zu glauben, dass sie bedroht sein sollen.
Aber auch bestimmte Pfanzen sind überall verstreut. Besonders schöne weiße Flecken im sonstigen Grün bilden die Arum Lillies (sind nicht wirklich Lilien) . Nicht zu vergessen seien die für Neuseeland typischen Farne, teilweise meterhohe Farnbäume.
Eine ganz andere tägliche Randerscheinung spürt man ganz besonders am Leibe- diese blöden, total idiotischen, so was von nervtötenden, unheimlich unnützlichen, in Tausenden vorkommenden Sandfliegen!!! Der einzige Grund, warum ''nur'' die Füße und Hände überall von ihren ewig juckenden Stichen übersäht sind und der restliche Körper weitestgehend verschohnt bleibt, ist dass es kalt genug ist, um lange Sachen zu ertragen....
Eine weitere Randerscheinung- Wasser- wird seine Beschreibung zur Genüge im Post zur Westküste der Südinsel finden...viel zu scheu!
gar nicht scheue Wekas!
Arum Lillies wachsen ueberall
imposanter Farnbaum
Wahrzeichen Neuseelands